Vortrag „Geschichte und Geschichten des Grazer Protestantismus“ des ehemaligen Kurators Dr. Ernst Burger, gehalten am 12. Mai 2017 in der röm.-kath. Pfarre Graz Herz-Jesu.
Reformationszeit
Die Lehre Martin Luthers verbreitet sich bald nach der Veröffentlichung seiner 95 Thesen am 31. Oktober 1517 auch in der Steiermark. Sie findet AnhängerInnen in der gesamten Bevölkerung, insbesondere beim Adel – aber auch bei vielen katholischen Geistlichen.
So sind in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts weite Teile der Steiermark bis zu 80 % evangelisch. Auf Druck der evangelischen Landstände muss der katholische Landesherr 1572 dem Adel und 1578 auch den Bürgern freie Religionsausübung gewähren. Gleichzeitig aber fördert er die Gegenreformation: So holt Erzherzog Karl II. 1573 die Jesuiten nach Graz und gründet 1585 die Universität als Gegengewicht zur protestantischen Stiftsschule, an der 1594-1600 auch Johannes Kepler lehrt.
Die Gegenreformation
Erzherzog Ferdinand (ab 1619 Kaiser) setzt mit seinem Regierungsantritt 1598 die Gegenreformation auch mit Gewalt durch: evangelische Prediger und Lehrer werden des Landes verwiesen (u.a. Johannes Kepler), lutherische Bücher verbrannt, die protestantische Stiftsschule geschlossen. Durch die gesamte Steiermark ziehen „Reformationskommissionen“, die evangelische Kirchen, Schulen und Friedhöfe zerstören. Wer nicht katholisch wird, muss das Land verlassen.
Im Gegensatz zu einigen abgelegenen Gebieten der Obersteiermark ist es in Graz unmöglich, seinen evangelischen Glauben im Geheimen zu bewahren.
Die Zeit der Toleranz
Das Toleranzpatent 1781 Kaiser Josefs II. beendet die Zeit der Gegenreformation und des Verbotes, in Österreich evangelisch zu sein (1600-1781). Den Evangelischen wird nun zumindest die „private Ausübung ihrer Religion“ erlaubt („toleriert“). Freilich gibt es wesentliche Einschränkungen: z.B. darf das Gotteshaus nicht als Kirche erkennbar sein, also weder Turm, Portal oder Kirchenfenster haben.
1792: Mitte März hält der Ramsauer Pfarrer Johann Overbeck einen Militärgottesdienst, zu dem auch die ansässige Zivilbevölkerung zugelassen ist. Dieser findet ausgerechnet in einem Saal des 1773 aufgelösten Jesuitenkollegs statt, also an einem Ort, der seit Ende des 16. Jahrhunderts ein Zentrum der Gegenreformation gewesen war.
1821: Nach mehreren vergeblichen Bemühungen konstituiert sich am 15. April 1821 die erste Grazer „Evangelische Gemeinde Augsburger und Helvetischer Confession“ als Filiale der nächstgelegenen Pfarrgemeinde Wald am Schoberpass. Mit ihrem ersten Pastor Michael Biberauer (1821–1858) feiert sie vorerst in der angemieteten Stiegenkirche ihre Gottesdienste.
1824: Der Seilermeister Johann Kirste kauft auf dem Holzplatz vor der Stadt (heute Kaiser-Josef-Platz) einen Baugrund, schenkt ihn der Gemeinde und stiftet 5.000 Gulden für den Bau eines Bethauses. Innerhalb weniger Monate wird das Bethaus mit angeschlossenem Wohntrakt, der auch Raum für eine Schule bietet, hochgezogen und am 10.10.1824 eingeweiht. Finanziert wird das Projekt vor allem durch die große Opferbereitschaft der noch kleinen Gemeinde, aber auch durch Spenden von Evangelischen aus allen Teilen der Monarchie sowie des schwedischen und preußischen Königshauses.
1828: Die evangelische Schule nimmt ihren Betrieb auf. Johann Kirste, selbst reformiert, hatte die Anstellung des reformierten Lehrers Fabian Kubin durchgesetzt und bezahlte ihn bis 1846 auch aus der eigenen Tasche. Kubin, aus Mähren stammend, wirkte dann 56 (!) Jahre unermüdlich an der Schule, die sich schon bald einen hervorragenden Ruf auch in katholischen Kreisen erwarb.
Kampf um Gleichberechtigung und Selbständigkeit
Das kirchliche Leben der Toleranzzeit ist noch von zahlreichen Einschränkungen geprägt: So werden Evangelische abwertend „Akatholiken“ genannt, die für Amtshandlungen (Taufen, Trauungen, Begräbnisse) auch dem katholischen Pfarrer Stolgebühren zu zahlen haben; auf den Friedhöfen werden ProtestantInnen meist die schlechtesten Gräber zugeteilt und den Pastoren Begräbnisansprachen untersagt. Mehrmals wird Pastor Biberauer polizeilich abgemahnt, weil er sich über letztere Bestimmung hinwegsetzt.
Erst im Zuge der Revolution von 1848 öffnet sich ein kurzes historisches Fenster, in dem den Evangelischen substanzielle Verbesserungen eingeräumt werden – u.a. fallen die Einschränkungen beim Kirchenbau.
1853-1855: Der Weg ist nun frei, das einfache Bethaus in eine repräsentative Kirche umzugestalten: Am 26.9.1853 wird der Grundstein für den Turm und den Zubau eines neuen Schulhauses (heute Pfarrhaus) gelegt. Ein halbes Jahr später, am 15.7.1854 erschallten erstmals drei Glocken vom Turm und am 14.10.1855 wird in einem feierlichen Gottesdienst die Kirche eingeweiht.
1856: Nur wenige Monate später, am 16.2.1856, wird die mittlerweile 600 Seelen zählende Filiale von Wald am Schoberpass zur selbständigen Pfarrgemeinde, die von Bruck/Mur bis Marburg/Maribor, von Deutschlandsberg bis Fürstenfeld reicht.
Erst in einem fast hundertjährigen Prozess entstehen durch Gemeindeteilung die weiteren Gemeinden – auf Grazer Boden am rechten Murufer die Kreuzkirche (1910) und Eggenberg (1923), dann linkes Murufer-Nord (1951), sowie die Pfarrgemeinden in der Ost- und Weststeiermark.
In Folge des 1855 abgeschlossenen Konkordats, das der katholischen Kirche einen enormen Machtzuwachs bescherte, erlosch auch das Recht, katholische Friedhöfe und Glocken gegen Entgelt mitbenutzen zu können. Eifrig macht sich die Gemeinde also daran, in ganz Europa Spenden zur Errichtung eines eigenen evangelischen Friedhofs zu sammeln. Noch im Herbst des Jahres 1856 kann der evangelische St. Peter-Friedhof eingeweiht werden.
1861: Mit dem Protestantenpatent hebt Kaiser Franz Josefs I. die Einschränkungen des Toleranzpatentes von 1781 auf und gewährt den Evangelischen weitgehende Gleichberechtigung, die mit dem Staatsgrundgesetz von 1867 weiter gefestigt wird.
Liberalismus und „Los von Rom“-Bewegung
In dieser Zeit finden sich auch führende Gemeindeglieder in politischen Ämtern: allen voran Pfarrer Robert Leidenfrost, der 1867 bis 1872 dem Grazer Gemeinderat angehörte, oder auch der Bürgermeister und Schöpfer des Stadtparks Moritz Ritter von Franck (sein Bruder August stiftete 1854 die Turmuhr). In den Mitgliederlisten der Gemeinde finden sich damals viele bekannte Namen aus Industrie, Adel und Beamtenschaft, von denen die meisten sich am St. Peter-Friedhof teilweise imposante Grabdenkmäler errichten lassen.
Rasantes Wachstum
Als dann im Zuge der deutsch-national geprägten Los-von-Rom-Bewegung viele Katholiken vor allem aus politischen Motiven evangelisch werden, beschert dies auch der Grazer Gemeinde einen enormen Auftrieb. Tatkräftig gefördert wird die Bewegung von Pfarrer Karl Eckardt (1897-1917). In zahlreichen Städten, Märkten und Dörfern enstehen um 1900 neue Predigtstationen, die sich allmählich von der Heilandskirche lösen. Die faktische Verdreifachung der Seelenzahl zwischen 1880 und 1908 (von rund 2.400 auf 6.800) führt 1910/11 auch zur Gründung einer zweiten Pfarrgemeinde in Graz, die 1914 die Kreuzkirche im Volksgarten erhält.
Buntes Vereinsleben
Kirchliches Leben entfaltet sich zu dieser Zeit nicht nur in der Pfarrgemeinde, sondern vor allem auch in einer Vielzahl evangelischer Vereine mit diakonischer, kultureller und kirchenpolitischer Zielsetzung. Genannt seien unter anderem die Ortsgruppen des Gustav-Adolf-Vereins (seit 1863) und des Evangelischen Bundes (seit 1904), die sich der Förderung des Gemeindelebens durch die Finanzierung von kirchlichen Gebäuden und Vikaren verschrieben haben (das Geld kam großteils aus Deutschland). Der Gustav-Adolf-Frauenverein (seit 1864) führte ab 1884 in der Brockmanngasse ein Waisenhaus, mit dem er 1907 in das neu errichtete Gebäude in der Moserhofgasse umzog.
Die Erste Republik und Ständestaat
Unter Pfarrer Friedrich Ulrich (1917-1944) entwickelt sich die Gemeinde zu einer der führenden Österreichs, sowohl was kirchenpolitische Diskussionen betrifft, als auch in Bezug auf das öffentliche Erscheinungsbild der Gesamtkirche.
So gründet er 1920 den „Säemann“, die damals einzige überregionale evangelische Kirchenzeitung Österreichs und initiiert 1925 die Gründung des Evangelischen Presseverbandes. Daneben verfasste er ein Religionsbuch, fungierte als Herausgeber einer Schriftenreihe zum evangelischen Glauben und war ein gern gesehener Redner und Gastprediger.
Einen Glanzpunkt seiner Amtszeit bildet die Ausrichtung der gesamtdeutschen Gustav-Adolf-Tagung im September 1927, die erstmals außerhalb Deutschlands stattfand und zu der mehr als 1.400 Delegierte anreisten. Der Erfolg der Tagung und die dabei geknüpften persönlichen Kontakte zu führenden Vertretern des deutschen Protestantismus sollten sich schon bald darauf bezahlt machen: Nachdem die Pfarrgemeinde durch den Konkurs des Bankhauses Lorenzutti-Eisler 1928 ihr gesamtes Vermögen verloren hat, kann sie sich nicht zuletzt mit Hilfe hoher Finanzspritzen aus Deutschland wieder sanieren und 1933 auch den Friedhof Neuhart errichten.
Der Ständestaat 1933/34-1938
Nach der Ausschaltung des Parlaments im März 1933 und der Ausrufung des „Christlichen Ständestaates“ verschärft sich das Verhältnis zwischen Staat und evangelischer Kirche zusehends: Erblicken die politischen Machthaber in der evangelischen Kirche z.T. durchaus begründet einen Hort nationalsozialistischer Agitation, so sieht diese sich wiederum massivsten Einschränkungen und Schikanen ausgesetzt.
Obwohl die Heilandskirche vom Juli-Putsch 1934 nicht direkt betroffen ist, geraten mehrere Persönlichkeiten der Pfarrgemeinde in den Verdacht verbotener nationalsozialistischer Betätigung: Darunter Dr. Fritz Meldt, Kurator von 1932 bis 1939, und auch sein späterer Nachfolger Max Cless. Weiters wurde bereits im Juni 1934 der Lehrer an der evangelischen Schule Alfred Poppe wegen „angeblich erwiesener Zugehörigkeit zur NSDAP“ verhaftet und zu 20 Tagen Arrest verurteilt. Auch Pfarrer Ulrich wird als Herausgeber des „Säemann“ mehrmals zu empfindlichen Geldbußen verurteilt und die Zeitschrift Ende 1934 verboten. Erst nach intensiven, auch internationalen, Interventionen bei der Regierung kann der „Säemann“ im April 1935 wieder erscheinen.
Dies und anderes mehr waren Folge und gleichzeitig Motor einer immer stärkeren Verquickung der evangelischen Kirche mit der seit Juni 1933 verbotenen NSDAP.
Antisemitismus
Bereits mit der „Los-von-Rom-Bewegung“ hatte ein deutschnationales Element in die Kirche Einzug gehalten, das diese über Jahrzehnte entscheidend mitbestimmen sollte. Damit verbunden war ein ausgeprägter Judenhass, der auch an der Heilandskirche schon lange vor dem „Anschluss“ 1938 klar zu Tage trat. So verwundert es nicht, dass sich aus der Gemeinde kein Protest gegen die menschenverachtenden Übergriffe der Nazis auf die Juden erhob. Nicht einmal für Evangelische jüdischer Abstammung setzte sie sich ein, wie das Beispiel des jahrelangen Gemeindevertreters Konsul Ernst Simson zeigt, der vor der Verfolgung nach Jugoslawien flüchten musste.
Die Aufarbeitung dieser Geschichte erfolgte 2010 in einem wissenschaftlichen Projekt mit dem Centrum für Jüdische Studien und Grazer SchülerInnen (Heimo Halbrainer, Gerald Lamprecht: „So dass uns Kindern eine durchwegs christliche Umgebung geschaffen war.“ Die Heilandskirche und ihre „Judenchristen“ zwischen 1880 und 1955. Graz 2010).
Im Nationalsozialismus 1938-1945
Am 21.3.1938 fällt das Presbyterium im Freudentaumel über die als „Befreiung von katholischer Drangsal“ empfundene Annexion Österreichs den Grundsatzbeschluss, die Gemeindeschulen dem Staat zu überantworten. Der Gemeinde erwachsen daraus vor allem Nachteile sowohl in ideeller wie auch in materieller Hinsicht. So werden die Schulräume am Kaiser-Josef-Platz an den „Reichsarbeitsdienst“ vermietet, was zu der kuriosen Situation führt, dass die Gemeinde Schwierigkeiten hat, den eigenen Raumbedarf, etwa für Religions- und Konfirmationsunterricht, zu decken.
Schon bald aber macht der anfängliche Jubel einer zunehmenden Enttäuschung Platz: die Austrittszahlen steigen massiv an und sogar etliche Gemeindevertreter und Presbyter kehren aus Opportunismus ihrer Pfarrgemeinde den Rücken. Dazu drängt die NSDAP die Kirchen sukzessive aus dem öffentlichen Leben: sie schränkt den Religionsunterrichts ein, behindert die Krankenhausseelsorge, erzwingt im Juni 1941 die Einstellung des Säemann und des Grazer Kirchenboten.
Ganz Wenige sind es, die ihre Ablehnung des Nationalsozialismus kundtun und Widerstand leisten. Zu ihnen zählt die Theologin Margarethe Hoffer (1906 – 1991), Mitglied der Heilandskirche und Vorkämpferin für die Gleichberechtigung der Frau in der Kirche. Aufgrund ihrer antifaschistischen Einstellung muss sie die Steiermark verlassen. Als Anhängerin der „Bekennenden Kirche“ wirkte sie als Vikarin im württembergischen Schwenningen und verhalf als Teil einer Widerstandskette etlichen Jüdinnen und Juden zur Flucht in die nahe gelegene Schweiz.
Dennoch galt unsere Gemeinde zu Recht als österreichischer Vorposten der „Deutschen Christen“, die eine Verbindung von Christentum und Nationalsozialismus anstrebten. Allen voran Pfarrer Ulrich war dabei getragen von der festen Überzeugung, mit ganzem Herzen der Kirche zu dienen und alle antichristlichen Angriffe abwehren zu wollen, die nur von einer Minderheit in der NSDAP ausgingen, aber nicht dem Nationalsozialismus an sich angekreidet werden dürften.
Die Zeit nach 1945
An der Wiege der 2. Republik muss sich unsere evangelische Kirche in mehrfacher Hinsicht völlig neu orientieren. Das Verhältnis zur Republik und zur Demokratie war neu zu definieren, alte deutsch-nationale Traditionen und Bindungen mussten über Bord geworfen werden. Die lang ersehnte neue Kirchenverfassung 1949 passte die innere Struktur der Kirche an die tatsächlichen Verhältnisse an und schließlich erlangte mit dem Protestantengesetz 1961 auch die evangelische Kirche die volle Gleichberechtigung vor dem Staat.
Gerade in Graz wird dieser Wandlungsprozess auch in personellen Veränderungen ersichtlich. Mit Wolfgang Pommer (1944-1952) und Gerhard Gerhold (1956-1975) werden Anhänger der regimekritischen „Bekennenden Kirche“ amtsführende Pfarrer an der Heilandskirche. Für eine kritische, von der ganzen Gemeinde mitgetragene Aufarbeitung der Verwobenheit in NS-Gedankengut ist jedoch die Zeit noch nicht reif.
Der Mitgliederzuwachs durch die Ansiedlung vieler evangelischer Flüchtlinge und Vertriebener aus Ost- und Südosteuropa befördert den Ausbau des Seelsorgesprengels Liebenau. 1963 wird in der Raiffeisenstraße mit hohem persönlichen Einsatz der dortigen Gemeindeglieder die Erlöserkirche errichtet. 1993 wird Liebenau zur Tochtergemeinde erhoben.
Der Gemeinde gelingt es jedoch nicht, das blühende evangelische Schulwesen, einst Stolz und Aushängeschild der Grazer Protestanten, wieder zu errichten. Stattdessen wird die ehemalige Knabenschule (das heutige Ihle-Haus), 1950 in ein „Haus der Jugend“ umgewandelt mit Kindergarten, Schülerhort und später auch Krabbelstube. Heute ist darin noch der Kindergarten untergebracht und der ehemalige Turnsaal wurde in den heutigen Festsaal umfunktioniert.
Öffnung: Ökumene, Christlich-Jüdischer Dialog
Von ganz entscheidender Bedeutung war nach dem Krieg die Neugestaltung des Verhältnisses zur röm. kath. Kirche, das bis in die nationalsozialistische Ära von gegenseitiger Ablehnung und wechselseitigen Polemiken geprägt war. Ökumenische Begegnungen und Gottesdienste, anfänglich noch als Sensation bewertet, werden immer selbstverständlicher und führen zu einer vorbildhaften Kultur des gegenseitigen Respekts.
Anlässlich „200 Jahre Toleranzpatent“ 1981 beschließen Gemeindevertretung und Presbyterium die Sanierung aller Gebäude am Kaiser-Josef-Platz. Zunächst wird die „Alte Schule“ (ursprünglich das Pfarr- und Schulhaus aus 1824, bis 1938 Mädchenschule) zu einem Gemeindezentrum für Gemeinde-, Jugend- und Studierendenarbeit, Kirchenmusik und Bildungsarbeit umgebaut.
Am 5. November 1983 wird anlässlich des 500. Geburtstages Luthers (geb. 10.11.1483), dieses Begegnungszentrum durch den Generalsekretär des lutherischen Weltbundes, Carl Mau (Genf), eröffnet und erhält den Namen „Martin Luther-Haus“. Nicht zuletzt durch die hochkarätig besetzten „Evangelischen Akademien“ erringt es rasch einen hervorragenden Ruf über die Stadtgrenzen hinaus. Fast alle „brennenden Themen“ der Zeit werden durchaus kontroversiell diskutiert: Entwicklungspolitik, Friedensbewegung, Umweltfragen oder das Thema Menschenrechte.
Untrennbar damit verbunden ist der Name Othmar Göhring (Pfarrer von 1975-2000), der gemeinsam mit anderen MitstreiterInnen wie Ulrich Trinks (Wien), Pfr. Gerhard Beermann oder Evi Krobath auch die ersten Initiativen zur Aufarbeitung der antisemitischen Tradition des Christentums an sich und der evangelischen Kirche im Besonderen setzt.
1988 wird die Fassade der Heilandskirche nach den Plänen von 1853 renoviert, 1992 erfolgt die Innenrenovierung mit einer völligen Umgestaltung des Kirchenraumes. Dabei erhält das Kriegerdenkmal eine gläserne Zusatztafel mit den Worten „Lernen wir miteinander zu leben nicht gegeneinander“
1997 erwirbt die Pfarrgemeinde vom Gustav-Adolf-Frauenverein dessen Haus in der Moserhofgasse 3a. Es beherbergt heute einen unserer beiden Kindergärten, die Grazer Projektschule und eine Behindertentagesstätte der Diakonie.
2002 wird durch eine Erbschaft die Errichtung der Auferstehungskapelle am evangelischen St. Peter-Friedhof ermöglicht. Geplant von Architekt Werner Hollomey, ist der „Totentanz“ von Gerald Brettschuh zentrales künstlerisches Element.
Mit dem Einzug der evangelischen Superintendentur in den zweiten Stock des Martin-Luther-Hauses im Jahr 2005, ist unser Gemeindezentrum am Kaiser-Josef-Platz nicht nur Mittelpunkt der größten evangelischen Pfarrgemeinde Österreichs, sondern auch Verwaltungsmittelpunkt der steirischen Superintendenz (Diözese).
2013 erlebt der Hof der Heilandskirche unter dem Motto „Platz für Kinder – Raum für Viele(s)“ eine grundlegende Neugestaltung
Pfarrerinnen an der Heilandskirche
Seit 1965 werden in der Evangelischen Kirche in Österreich Frauen zum geistlichen Amt ordiniert. Studieren konnten sie an der evangelisch-theologischen Fakultät in Wien schon seit 1928. Die erste Pfarrerin an der Heilandskirche war Karin Engele, die von 1981-1985 als Pfarrerin im Schuldienst wirkte.
1995 kam Anne Strid an die Heilandskirche. Die gebürtige Schwedin wirkte hier bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 2012. Mit der Wahl von Christa Schrauf (2000 – 2008) wird erstmals eine Frau amtsführende Pfarrerin der Heilandskirche. Ihre Nachfolgerin war Ulrike Frank-Schlamberger, die diese Position von 2009 bis 2019 innehatte.
© Heinz Schubert